Gesprächsführung & Verhandeln

Das 4-Ohren-Modell – kurz erklärt

14.11.2013

Missverständnisse! Jeder kennt es, dass in einer Gesprächssituation der eine etwas sagt und der andere das Gesagte „in den falschen Hals bekommt“ und – zack! – kommt es zum Streit. Dieses „in den falschen Hals bekommen“ erklärt sich unter Umständen durch das von Friedemann Schulz von Thun ausgearbeitete

4-Ohren-Modell

Wir betrachten jede Nachricht dabei von vier verschiedenen Richtungen und deuten sie auch aus diesen Richtungen. Man nennt die Richtungen auch die „Seiten einer Nachricht“.

1. Sachinhalt (Worüber ich informiere)
2. Selbstoffenbarung (Was ich von mir selbst mitteilen möchte)
3. Beziehungshinweis (Was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
4. Appell (Wozu ich dich veranlassen möchte)

So wie jeder von uns auf diesen verschiedenen Ebenen Botschaften aussendet, empfängt auch jeder von uns auf genau diesen Ebenen Botschaften – es ergibt sich für den Empfänger einer Nachricht daher die sogenannte ,,Vierohrigkeit“ bei der Interpretation.

1. Sachinhalt (Was sagt der Sprecher objektiv aus, (Tatsachen‚ -feststellung, -behauptung))
2. Selbstkundgebung (Was sagt der Sprecher über sich selbst, seine Stimmung etc.?)
3. Beziehung (Wie sieht der Sprecher seine Beziehung zu mir?)
4. Appell (Was möchte der Sprecher bei mir damit erreichen?)

Ein beliebtes und äusserst anschauliches Beispiel, um diese Vierkanaligkeit einer Nachricht anschaulich zu zeigen, ist folgende Szene:
Eine Frau sitzt am Steuer eines PKW. Sie wartet an einer roten Ampel. Die Ampel wird grün und ihr Beifahrer sendet die Nachricht: „Die Ampel ist grün“.
Der Sachinhalt hier ist: Die Ampel ist grün.
Die Selbstoffenbarung könnte sein: Ich habe es eilig.
Auf der Beziehungsseite könnte gemeint sein: Ich traue dir das Autofahren nicht so recht zu.
Der Appell könnte lauten: Fahr doch endlich los.

Es ist denkbar, dass der Beifahrer einfach über den Sachinhalt kommuniziert hat, während die Fahrerin seine Botschaft auf der Beziehungsseite interpretiert. Und schon hat man den Salat!

Bei solch einer Vielfalt von Deutungsmöglichkeiten wird klar, wie leicht es zu Missverständnissen kommen kann. Diese betreffen natürlich nicht nur private Situationen, auch im Geschäftsleben ist jede Kommunikation durch diese Interpretationsmöglichkeiten beeinflusst. Sagen Sie zu Ihrem Mitarbeiter beispielsweise: „Eigentlich hatte ich die Auswertung für gestern erwartet.“ kann es sein, dass Sie das lediglich rein informativ meinen. Ihr Mitarbeiter jedoch kann diesen Satz durchaus völlig anders auffassen.

Es geht nicht darum, nicht mehr zu interpretieren. Das wäre weder wünschenswert noch hilfreich. Erst die Interpretation erlaubt es, das ,,Eigentliche“ zu verstehen. Wir sollten uns jedoch bewusst sein, dass wir ständig interpretieren und dass jede Interpretation falsch sein kann. Wie wir Botschaften interpretieren, hängt dabei von der Betonung, der Situation, dem Beziehungsstatus, unserer eigenen Befindlichkeit, unseren Vorerfahrungen und der jeweiligen Vorgeschichte ab.

Weiß man um diese vier Kanäle, auf denen Botschaften ausgesendet werden und um die vier Ohren, mit denen Botschaften empfangen werden, fällt es leichter, Missverständnisse aufzuklären – oder vielleicht sogar von vorne herein zu vermeiden.

Für Ihre kommenden Gespräche wünsche ich Ihnen weniger Missverständnisse, nachdem Sie nun Bescheid wissen über die mögliche Interpretationsvielfalt. Sollten Sie noch ein anschauliches Beispiel haben, schreiben Sie es uns doch in den Kommentaren.

Ihr Andreas Straub

Fotocredit: Rainer Sturm  / pixelio.de

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