Führung

Brauchen wir Führung – Teil 3

08.09.2014

Lesen Sie auch Teil 1 und Teil 2 dieser Serie!

Zeitgemäße Werte

Menschen lieben Freiheit und fürchten sie.

Matthias Horx

Viele Chefs tun sich schwer mit liberalen Werten, die heute unsere Gesellschaft prägen und einer entsprechenden Führung. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es unter dem Druck der Globalisierung schlimmer wurde. Warum eigentlich?

Liberale Werte, eine grundlegende Toleranz, sind eine Voraussetzung, um in unserer globalisierten Welt Unternehmen erfolgreich zu führen. Sie sind ein Ausdruck des Treffens unterschiedlicher Regionen und Kulturen auf dem Weltbasar. Gäbe es diese liberalen Werte nicht, dann könnte das nicht geschehen, was auf unserem Planeten heute stattfindet! Gut, es gab lange Zeiten des Mangels. Daraus ist dieses Misstrauen vieler Führungskräfte verständlich. Auch Thomas Mann hat dies in seinen <Buddenbrooks> historisch bearbeitet! Doch diese Zeiten werden bald überwunden sein und ein Standard wie in Europa mit seinen Unterschieden wird in weniger als dreißig Jahren Weltstandard werden! Dies zeigen wirtschaftliche Daten, auch wenn viele dies anhand der aktuellen Nachrichten nicht glauben mögen!

Das bringt natürlich viel gegenseitige Anpassung mit sich. Das Andere, Fremde annehmen. Sich selbst und andere zu akzeptieren, wie wir oder sie sind, ist die grundlegende Voraussetzung dafür. Frei sein von der Vorstellung, dass die eigene Kultur einer anderen überlegen, besser sein könnte! Für viele nicht einfach! Sich selbstbestimmt fühlen, scheint von Menschen, die sich an eine Selbstdisziplin gewöhnt haben, als Gefahr für die persönliche Leistung angesehen zu werden! Selbstbestimmtheit scheint ein Gegensatz von Leistungsorientierung zu sein. Nichts ist falscher als dies! Ich habe mich lange gefragt, wie so eine Meinung überhaupt entstehen kann. Offenbar aus einem Weltbild heraus, dass es Kräfte in uns zu beherrschen gilt, sich zu disziplinieren. Warum?

Weil wir offenbar uns selbst nicht vertrauen. Eine tiefe persönliche Zerrissenheit vieler Menschen kommt hier zum Ausdruck. Es ist die Angst, die Kontrolle zu verlieren. Oder besser: unser Verstand produziert diese Angst, denn die Kontrolle hatten wir sowieso noch nie. Wenn dann über höchst marginale Dinge. Kontrolle hört schon im eigenen Körper, bei vielen unserer Bedürfnisse, in der eigenen Familie, bei den eigenen Kindern auf, die erwachsen werden. Und die wollen Sie im Unternehmen haben? Welche Fiktion! Welche Illusion und Naivität! Was Sie tun können, ist vorhandene Kräfte so lenken, dass diese ein Ergebnis hervorbringen. Und dies schaffen Sie dann, wenn Sie die Individualität aller Menschen anerkennen und die Selbstorganisationskräfte in Ihrem Teams aktivieren können.

Das bedeutet auch, alles in sich zulassen zu können, was sich da zeigt. Sich selbst akzeptieren. Alle Seiten von sich. Nicht einfach aber notwendig. Wer vor sich selbst, vor den eigenen inneren Impulsen keine Angst hat, kann auch mit der Andersartigkeit von andern umgehen! Dies ist ohne eine grundlegende Erfahrung der Einheit mit allem, wie sie im Selbstgewahrsein, in vielen meditativen Erfahrungen stattfindet, kaum zu schaffen. Ganz persönliche innere Verbundenheit wird somit eine Voraussetzung nicht nur für Erfolg sondern auch für die Bewältigung des Alltagsstresses von Führungskräften.

Dazu kommt die wachsende Unüberschaubarkeit unserer Welt, des Marktes. Die konstant neue Herausforderung wechselnder Kundenbedürfnisse. Eine Situation, die mit unserem Verstand nicht zu lösen ist, sondern eher mit Empathie! Alle Erfolgreichen hatten und haben dies! Manchmal habe ich den Eindruck bei vielen Führungskräften geht genau das verloren. Und dann beginnt der Kampf! Da spielen alle möglichen strategischen Überlegungen, viele Details eine Rolle. In manchen Unternehmen geht dabei das Wesentliche verloren: der Kunde, und schließlich man selbst.

Wo liegen die wichtigen Fragen zukunftsorientierter Führung?

  1. Viele wissen nach so vielen Jahren einfach nicht, wie man gute Leute binden kann. da fehlt es an Stil und Fingerspitzengefühl. Mitarbeiter sind die wichtigste Zielgruppe! Das sagte vor einiger Zeit auch Götz Werner von dm Markt. Wenn 61 % aller Führungskräfte laut einer 2011 erschienenen Studie des Herrnstein Instituts glauben, dass Motivation die wichtigste Aufgabe von Führungskräften ist, dann frage ich mich, ob die Erkenntnisse von Reinhard Sprenger seit 20 Jahren und die von Gerald Hüther seit 10 Jahren immer noch nicht bei vielen Führungskräften angekommen sind. Gerade hatte ich mit einer Kundin, engagierte Mitarbeiterin einer HR Abteilung darüber ein interessantes Gespräch. Das Wichtigste ist Empathie in der Führung! All die vielen Skills und Methoden die da sonst trainiert werden, sind eigentlich wenig interessant für Praktiker. Derjenige, der sie braucht, eignet sie sich nebenbei an.
  2. Die Machtfrage. Nicht unerheblich. Es ist die eigene Wichtigkeit, die bei vielen Führungskräften im Vordergrund steht. Und die erzeugt in vielen Unternehmen Stress und Ineffizienz. Der irrige Glaube, dass es ohne die eigene Intervention nicht geht. Solange Führung mit Macht direkt verbunden wird und nicht mit einer Chance, Potentiale zu entfesseln, blockieren diese Menschen sich selbst und andere.
  3. Die finanzielle und ideelle Beteiligung am Unternehmenserfolg entweder in Anteilen, Aktien oder besonderen Betriebsrenten, eine gute Bezahlung, sowie verschiedene Leistungen durch eigene gemeinnützige Organisationen oder Stiftungen, Investitionen in Kunst und Kultur oder gemeinnütziges Engagement von Mitarbeitern. Da existieren in einigen Unternehmen bereits hervorragende Programme!
  4. Konstanz, Qualität und ethische Verantwortung, heute Nachhaltigkeit bezüglich der Produkte, der Lieferanten. Gerade Unternehmen, die hier Besonderes leisten, wie viele Hidden Champions, die weltweit Erfolge feiern. Denken Sie nur an die Großen wie Liebherr oder Knauf, die in den meisten Ländern der Welt aktiv sind! Oder die vielen kleinen mittelständischen Betriebe mit relativ wenigen Mitarbeitern, die weltweit qualitativ hochwertige Produkte anbieten, jedoch nur Insidern bekannt sind!

 

Zum Schluss noch ein Zitat und eine Beschreibung eines Initiators, eines ganz Großen der deutschen Wirtschaft. Wenn auch in einer anderen Zeit groß geworden, mit anderen Werten, sind dessen unternehmerische und soziale Leistungen heute noch Vorbild für viele.

„Wenn wir Lidl nicht gehabt hätten, wären wir eingeschlafen!“ Wenn der neben seinem vor vier Jahren verstorbenen Bruder Theo zweite Gründer des Aldi-Imperiums erzählte, wie an diesem Tag, offenbarte er sich als Antityp einer nach außen gekehrten Machtfigur. Er sprach leise, hörte aufmerksam zu, war feinsinnig und trotz seines hohen Alters wach und interessiert. Er war sichtlich ein Mensch, der Frieden mit sich und der Welt geschlossen hatte, der heiter und dennoch, selbst wenn es merkwürdig klingt, mit einer gewissen Bescheidenheit auf das Aufgebaute schaute. „Ich habe Glück gehabt, sehr viel Glück“, sagte Albrecht immer wieder. Und es war ihm anzumerken, dass er es nicht als Floskel in den Raum warf.

Aus einem der wenigen Gespräche mit dem kürzlich verstorbenen Karl Albrecht, Mitbegründer von ALDI, einem der reichsten Deutschen, in der FAZ vom 21.7.2014 veröffentlicht.

Schöne und angenehme Sommertage!
Ihr Bernd Hofmann

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