Führung

Hören Sie auf zu rennen!

07.07.2014

Viele Führungskräfte arbeiten zuviel und denken zu wenig. Heinrich Hiesinger, Thyssen Krupp
Vor einigen Jahren führte ich mit einer Kollegin eines anderen Beratungsteams einen Workshop durch. Die Zusammenarbeit am zweiten Tag lief prima und wir hatten während der Kleingruppenarbeit immer wieder Zeit, uns persönlich auszutauschen. Sie erzählte mir von ihrer Chefin, die in ähnlichen Situationen eine Rauchpause vorschlug. Da meine Partnerin Raucherin ist, kenne ich dieses Verhalten gut. Diese zehn Minuten dienen der Entspannung, der Reflektion. Meine Kollegin erläuterte mir jedoch, worum es bei diesen kleinen Meetings ging. Bei diesen Rauchpausen wurde heftig diskutiert, wie das Team die weitere Aufgabenstellung anpacken und lösen würde und was die Begleiter tun sollten. Ein immer wiederkehrendes Phänomen, nicht nur bei Beratern. Es scheint, als ob wir unseren Teams nicht trauen, wenn diese von selbst arbeiten, dass dies zu guten Ergebnissen führt! Einfach die Atmosphäre in den Gruppen erspüren, um zu sehen, dass hier etwas Kreatives wächst. Bei vielen entsteht Furcht, dass „etwas“ aus dem Ruder laufen könnte und eine persönlich empfundene Rollenunsicherheit wird deutlich. Anstatt der offensichtlichen Dynamik zu vertrauen, loszulassen, sich anderen Fragen zuzuwenden, wird nachgebohrt, stärker hinterfragt, gezweifelt. Alles Anzeichen Dauerstress. Viele Führungskräfte wirken da auf mich wie Gehetzte, Getriebene, immer auf dem Sprung. Irgendwo existent, nur nicht hier. Wie Menschen, die bereits auf das nächste Problem lauern, bevor das aktuelle gelöst ist. Die Gegenwart nicht annehmen, genießen können, dies macht engagierte Mitarbeiter sauer! Wenn wir diese inneren Bilder pflegen, dann erwarten wir regelrecht Schwierigkeiten. Entspannung und Nichtstun, sich mit etwas anderem befassen, wäre am meisten angesagt, um den spontan entstehenden Anforderungen gewachsen zu sein. Das nachwirken lassen, was geschehen ist, um daraus die angemessenen Schlüsse zu ziehen. Auch diese Ruhelosigkeit ist phänomenal! Sie entsteht, wenn wir vor uns selbst, den eigenen Wahrnehmungen, den eigenen Emotionen permanent auf der Flucht sind. Meist entwickelt sich aus dem ruhigen Nachspüren das Neue von selbst, wenn Sie dies zulassen. Die unverarbeiteten Empfindungen werden dann abends beim Tennis weggeschlagen oder beim Joggen abgelaufen, bis die Schuhe durch sind. Dabei wäre es wirklich wertvoll, diese Gefühle und Eindrücke erst einmal klar zu erleben! Vieles löst sich dann von selbst auf und das Angemessene entfaltet sich. Klar: wer sich selbst kaum Platz lässt, kann natürlich auch anderen keinen Raum geben! Auf mechanische Weise können wir Stress so nicht verhindern, sondern ihn nur in Grenzen halten! Was ist nur falsch? Stress wird vorwiegend durch das Folgen einer persönlichen Mission verhindert. Untersuchungen zeigen, dass der Erfolg in dem Maße geringer wird, wie Zwänge sich auf Führung und Mitarbeiter erhöhen, wie Kultur das Automaten- und Zwanghafte stützt. Wo Autonomie und Selbstbestimmung in der Tätigkeit fehlen, müssen Zwänge aufgebaut werden, damit eine Organisation funktionieren kann! Dabei wäre es so leicht, diese zum Nutzen des Unternehmens und der Mitarbeiter einzuführen! Es gibt dazu viele Erfahrungen mit selbstorganisierenden Methoden der Entscheidungs- und Zielfindung. Verweigerung und subtiler Boykott sind immer die Konsequenzen eines Mangels an kooperativer Zielentwicklung. Wer sich unterordnen muss, schneidet sich von seiner inneren Quelle ab. Kreative Energie kann nicht fließen. Zwanzig Jahre nach Reinhard Sprenger und zehn Jahre nach Gerald Hüther hat es sich bei einigen immer noch nicht rumgesprochen: Motivation kommt halt von innen und nicht von außen! Da nützt alles Manipulieren und Agieren nichts! Wenn Sie jedoch bereits im Hamsterrad sitzen, fällt der entspannte Blick nach draußen immer schwerer, obwohl ein angemessenes Führungsverhalten einfach ist! Wer sich als Chef wie der Hase im Märchen vom Hasen und vom Igel verhält und ohne Lockerheit und Selbstdistanz fremdgestalteten Zielvorgaben hinterher hechelt, wird feststellen müssen, dass dieses Verhalten keineswegs zwingend zu den ersehnten Vorteilen führen muss. Sichtbares Indiz persönlicher und ökonomischer Unvernunft, des unsäglichen Müssen – Müssens oder des Diktats einer rigiden Kultur sind fruchtbare Nährböden für Burn-out und vergleichbare Krankheiten. Wer sich von Zwängen und nicht von der Gegenwart vereinnahmen und begeistern lässt, ist auf Dauer in unserer dynamischen Marktwelt verloren, weil er seine eigenen Antennen immer weniger ausprägt und allmählich unbrauchbar macht. Sinnvoll für Verantwortliche wäre es, ein lebenskluges Hase & Igel-Verhalten an den Tag zu legen. Unternehmerisches Geschick ist stets ein Mix aus Beharrlichkeit, Reflektion und der Bereitschaft, unter Umständen rasch einen erforderlichen Kurswechsel vorzunehmen. Flexibilität und Sensibilität im Denken und Handeln! Dadurch kann der Job ein spannendes gemeinsames Abenteuer werden. Was Sie jetzt „tun“ können? Klar, es gibt viele Methoden der Entspannung, des Lockerlassens. Das ist alles nicht schlecht. Hier geht es um etwas enorm Praktisches und Grundsätzliches für Geistesarbeiter: Wie kann ich bei der Tätigkeit selbst entspannen und locker bleiben? Wie kann ich das, was ich tue, gelassen tun? Am besten durch ruhige Selbstbeobachtung. Schauen Sie sich über die Schulter. „Was tut sie oder er da?“ Einfach nur wahrnehmen, nachspüren, nicht darüber nachdenken. Schon nach kurzer Zeit spüren Sie, wie Sie locker lassen und sich ein leichtes, angenehmes Empfinden im Körper einstellt. Man nennt dies Eugefühl, ein Wohlbefinden, welches sich entwickelt, wenn wir gegenwärtig und nicht in unseren Gedanken gefangen sind. Welches grundlos da ist, selbst in schwierigen Situationen! Wie schön! Wenn wir dies nicht tun, werden wir der Verstand. Wir mutieren zur rasenden Rechenmaschine. Wir übergeben ihr die Kontrolle über unser Leben. Dies mag vielleicht logisch sein, ist aber falsch. Wir sind nicht der Verstand, wir haben einen. Wir sind Bewusstheit! Beachten Sie diesen feinen Unterschied nicht, dann arbeiten Sie nicht mehr, Sie werden gearbeitet und weg ist die Unabhängigkeit und Offenheit, sich selbst und anderen gegenüber! Und offensichtliche Chancen werden dem akuten Kleinkrieg geopfert. Das meinte wohl auch Herr Hiesinger. Immer mehr Führungskräfte begreifen, dass ihr Leben kein Schicksal ist und nicht von Zufall, Pech oder Glück abhängt, welches sie ertragen oder aushalten müssen. Sie begreifen, dass es von ihnen selbst abhängt, ob sie ihr Leben als glücklich, erfolgreich und erfüllt empfinden – und das ist immer subjektiv – oder ob sie sich hindurch quälen. Das ist nur eine kleine Veränderung der inneren Haltung – für die Neudeutschen: Mindset! Und dies bezieht sich natürlich auch auf Ihren Erfolg. Hat jemand aus der Hamsterradwelt einen besonderen Durchbruch geschafft, ist die Verwunderung und Nachfrage groß, warum und weshalb dies so ist. Wie bei vielen jungen Unternehmern, die ein neues Produkt mit ungewöhnlichen Maßnahmen erfolgreich auf den Markt bringen, etwa bei der neuen – staatlich nicht geförderten – IT Gründerwelle in Berlin – na sowas! – oder auch im Kino Christoph Waltz: Einfach nicht immer dahin rennen, wohin alle gehen, sondern sehen, was für einen selbst angemessen ist. Ich wünsche Ihnen eine gelungene Selbstbetrachtung! Gerne helfen wir Ihnen im Coaching dabei! Herzlichst Ihr Bernd Hofmann Mehr Interessantes zum Thema Führung finden Sie in meinem Buch: “Führen aus der Hängematte”, erhältlich als Taschenbuch oder für Kindle.

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