Führung

Mit innerer Stille zur bewussterer Wahrnehmung

21.07.2015

Welches ist das wichtigste Element in der Gestaltung von Führung? Oder auch anderer Handlungen? Der wichtige Punkt in diesem Prozess, wie Handlungen leichter zu gestalten sind, wurde mir schon vor langer Zeit bewusst. Eigentlich schon als Student. In meiner eigenen Führungserfahrung setzte ich dies zuerst um, dann später als Berater. Überraschend, aber es ist innere Stille! Was verstehe ich darunter? Innere Stille entsteht spontan. Wir empfinden dann eine Losgelöstheit von allem, sind jedoch paradoxerweise vollständig klar, wach und entspannt. Viele Menschen kennen diesen Zustand, sind sogar vertraut damit. Es ist diese innere Leichtigkeit, die Menschen als Kompass in ihrem Leben nutzen. Sie ist verbunden mit einer gefühlten Leichtigkeit, Problemlosigkeit, körperlichem und seelischem Wohlbefinden und Wunschlosigkeit.

Innere Stille tritt spontan auf oder mit Hilfe von Übungen. Sie können es auch selbst gleich ausprobieren!

Erfahrung 1: Beispielsweise entsteht sie durch einen einfachen inneren Betrachtungsprozess unsere aktuellen Gedanken und Gefühle. Mehr brauchen Sie nicht zu tun. Keine Manipulation der Empfindungen oder Gedanken. Schließen Sie einfach die Augen und nach wenigen Minuten spüren Sie bereits eine Entspannung, ohne dass Sie diese direkt beabsichtigen! Sie können natürlich auch weitermachen im Selbstgewahrsein indem Sie die Augen öffnen, sich strecken und vielleicht einfach langsam im Zimmer umhergehen.

Erfahrung 2: Es ist so einfach! Oder blicken Sie einfach in den Himmel und spüren dabei Ihren Atem oder Körper. Einfach weiter schauen, entspannt und nicht fokussiert. Nach wenigen Minuten tritt eine mentale Beruhigung ein und mehr innere Stille. Entspannung, ohne dass Sie diese beabsichtigt hätten. Das ist Selbstgewahrsein! Es scheint so, als betrachteten wir uns quasi von Außen, während wir etwas tun, sind aber gleichzeitig vollständig gegenwärtig und klar.

Schon lange kenne ich diesen Zustand, spontan oder beabsichtigt, nutze ich verschiedenste Übungen nicht nur für mich selbst, sondern auch in meiner Arbeit und bringe sie Kunden bei. Innere Stille ist die vollständige oder teilweise Abwesenheit der Identifikation mit Empfindungen oder Gedanken. Es ist eine heilsame Stille, in die wir da spontan eintauchen, die große Auswirkungen hat, um die es hier gehen soll. Das hat nicht einmal etwas mit stummem Sitzen wie bei der Meditation in verschiedensten Formen zu tun! Es funktioniert genauso während Ihrer Tagesaktivität, in der Besprechung, beim Joggen. Lassen Sie sich überraschen und probieren Sie es selbst aus! Deshalb bevorzuge ich moderne Übungsformen ohne den Ballast von Traditionen und die auch zu einem aktiven Leben passen! Die Nebeneffekte sind gewaltig, wie wir noch später sehen werden.

Harrison Owen, der Entwickler der Großgruppenmethode Open Space berichtet in seinen Büchern von seiner Arbeit als Moderator bei den Open Space Veranstaltungen. Fast nebenbei erwähnt er, dass er eine Meditationsmethode nutze nach einem bekannten Buch von <Jagdish Parikh: Managen Sie sich Selbst> Nachdem er jeweils einen Workshop startete, setzte er sich immer einige Zeit zur Meditation hin. Dies helfe ihm, loszulassen und entspannt mit der Situation umgehen.

Nach einigen besonderen Erfahrungen in vielen Jahren Beratungsarbeit, hatte ich mit neuen Methoden experimentiert und spannende Erfahrungen machen können. In meiner Beratungspraxis konnte ich viele Führungskräfte kennenlernen, die sich ebenfalls schon lange mit der Erfahrung innerer Stille auseinander setzen oder verschiedenste Methoden des Zugangs selbst nutzen. Wer dies aus eigener Erfahrung kennt, weiß wie  hilfreich für einen selbst, aber auch für die Führungsarbeit das sein kann, entspannt, aufmerksam und gelöst zu sein!

Am 20.3.2010 gab es im BR zu einer guten Sendezeit abends eine bemerkenswerte Sendung. Es ging um die Stille. Und zwar um die innere Stille, die drei unterschiedliche, aktive Führungskräfte suchen und finden: Ein Benediktiner Abt, eine Chefchirurgin und der Dirigent Kent Nagano. Ganz persönliche Zugänge wurden hier präsentiert und gezeigt. Als einer Quelle von Kraft und Verbundenheit. Während der Abt in den Regeln seines Ordens und in der Gemeinschaft aber auch in der Stille des Alleinseins seine Erlebnisse suchte und fand, war für die Chirurgin das Naturerleben an einem Waldsee und seiner Umgebung, an dem Sie die Wochenenden verbrachte, entscheidend als Gegenpol zur Arbeit in der Klinik. Bei Nagano standen die Erfahrungen des jugendlichen, kalifornischen Surfers, der Umgang mit den Wellen, dem Wasser im Zentrum der Stille. So unterschiedlich diese drei Menschen und ihre Wege sind, es geht immer um die Erfahrung von Stille und ihren Qualitäten. Es zeigte sich natürlich auch, wie schwer es ist, die Qualitäten von Stille, die persönlichen Zugänge, im Fernsehen darzustellen.

Wir wissen ja, dass wir die Wirklichkeit mit unserer Wahrnehmung konstruieren. Und zwar von Beginn unseres Lebens an! Wir sehen das, was unsere Erziehenden für uns definierten und aus diesen vielen kleinen Definitionen bauen wir unsere Welt auf. Die direkte Wahrnehmung der Welt oder die Grundlage davon, befindet sich dadurch zunehmend außerhalb unserer Reichweite. Wir halten die Deutungen für die Wirklichkeit! Eigentlich wissen wir  als Erwachsene nicht mehr, wie die Welt ist oder genauer, wie sie sich anfühlt. Zwischen Konstrukt und Realität klafft immer eine Lücke. Es ist die gängige Selbsttäuschung.

Wir sehnen uns dann gelegentlich nach dieser inneren Stille, der Ruhe und Zwanglosigkeit, die wir kennen. Und wir suchen persönlichen Zugang. Daraus können Erfahrungen wachsen, spontan oder methodisch, die  enorm motivierend und prägend sind.

Leider kennen die meisten Führungskräfte die einfachen Wege zur inneren Stille gar nicht. Schade! Was bringt mir diese Erfahrung? Wie tritt sie auf? Was kann ich für eine größere Entspanntheit tun? Es gibt spontane Zugänge und solche, die durch Methoden scheinbar erreicht werden.

Offenbar handelt es sich bei vielen spontanen, aber auch bei Erfahrungen, die mit Methoden erreicht werden, um die Erfahrung einer fundamentalen Bewusstseinsebene. Ein inneres Potential, welches alles beinhaltet. Die Grundlage aller Phänomene – zwar nur individuell zu beschreiben, jedoch erfahrbar. Das Erreichen dieser inneren Stille wird von den Erlebenden als Empfindung von Harmonie, Freude, Wohlbefinden und Kreativität beschrieben. Menschen, die so etwas erfahren, fehlen die Worte, ihre Erlebnisse angemessen zu beschreiben. Das ist auch kein Wunder, denn die Wirklichkeit – als Basis unseres Lebens – ist ja unbeschreibbar, da sie die Grundlage für das Entstehen aller Modelle und Beschreibungen bietet. Solche Erfahrungen sind deshalb überwältigend, friedlich, harmonisch. Sie sind jedoch meist nicht das, was Sie erwarten und nie vollständig erläutern können. Da bleibt immer ein Rest Unerklärbares. Aber nicht nur das – sie bilden auch die Basis für: tiefe, innere Gewissheiten und Verbundenheit mit allem und die Basis individueller Kreativität, die sich dann auf persönliche Weise zeigt. Das sind dann persönliche Inspirationen, die ein Leben prägen können und es intensiv formen.

Die Auswirkungen innerer Stille sind jedoch nicht nur persönlich, wie Harrison Owens Erfahrungen zeigen. Sie strahlen offenbar auf andere aus, gerade dadurch, dass wir vollständig loslassen. Und da wird es spannend! Durch dieses Loslassen geschieht etwas völlig Verblüffendes: das was wir beabsichtigen, realisiert ich häufig von selbst! Viele Führungskräfte berichteten mir von solchen Erfahrungen, dass die Dinge dann begannen zu laufen, wenn sie die Sache entweder völlig abgeschrieben hatten, oder wenn sie das Empfinden hatten, dass das Projekt sowieso nicht mehr klappen würde!

Mehr dazu demnächst.

Herzlichst Ihr
Bernd Hofmann

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