Wer kennt es nicht: Sie halten eine Präsentation und irgendeiner der Zuhörer muss Sie unterbrechen, um eine Zwischenfrage zu stellen. Ärgerlicherweise bringt er Sie damit nicht nur aus dem Konzept, sondern Sie müssen auch noch aus dem Stand eine möglichst passende Antwort parat haben. Wie Sie mit Zwischenfragen aus dem Publikum umgehen können, zeige ich Ihnen heute.
Genereller Umgang
Stellen Sie den Fragesteller nie bloß, sondern behalten Sie gleiche Augenhöhe bei. Bleiben Sie neutral und bewerten Sie seine Frage nicht in irgendeiner Art und Weise. Hören Sie dem Fragesteller bis zum Ende zu und sprechen Sie ihn bei der Antwort – wenn möglich – direkt mit Namen an. Ihre Antworten sollten kurz und prägnant sein und die Begriffe und Formulierungen des Fragestellers enthalten. Bei Ihrer Antwort halten Sie Blickkontakt nach der 25-75-Regel: zu 25% mit dem Fragesteller, zu 75% mit dem Rest des Publikums.
Am Ende klären Sie unbedingt ab, ob die Frage damit beantwortet ist. Lassen Sie Fragen und Antworten gegebenenfalls aufschreiben.
Sie können die Frage nicht beantworten?
In diesem Fall wiederholen Sie die Frage und klären Sie ab, ob Sie sie richtig verstanden haben. Sie können die Frage auch an das Publikum weitergeben. Sie könnten dem Fragesteller Quellen nennen, unter denen er die Antwort finden kann. Klären Sie ab, wie wichtig die sofortige Beantwortung ist oder ob die Frage noch zurückgestellt werden kann. Schreiben Sie die Frage sichtbar auf, z.B. auf eine „Offene Punkte Liste“. Vereinbaren Sie inen Zeitpunkt, zu dem die Antwort nachgeliefert wird.
Kritische Beiträge
Klären Sie konkret, auf was oder wen sich die Kritik bezieht. Hinterfragen Sie den kritischen Beitrag deteilliert mit einer Gegenfrage: „Sie sagten…“ oder „Was meinen sie genau mit…“ Sie können den Frager auch nach einem konkreten Lösungsvorschlag fragen.
Sie brauchen Zeit zum Nachdenken
Klären Sie, ob die Fragestellung für alle Zuhörer interessant ist oder die Beantwortung nur für den Fragesteller wichtig ist. Bitten Sie den Fragesteller, die Frage noch einmal zu wiederholen. Ignorieren Sie die Frage beim ersten Mal („Nicht gehört“) – wichtig dabei: Kein Blickkontakt mit dem Fragesteller 😉
Wiederholen Sie die Frage und klären Sie deren Verständnis. Stellen SIe sicher, dass alle im Publikum die Frage verstanden haben.
Jemand unterbricht sie
Lassen Sie den Fragesteller sagen, was er zu sagen hat und bitten ihn dann, zu warten bis Sie fertig sind.
Gleiche Frage wird wieder gestellt
Beantworten Sie die Frage und versuchen Sie dabei, es auf eine andere Weise bzw. mit anderen Worten zu erklären. Vermeiden Sie „Du-Depp-Formulierungen“ wie: „Wie ich ja bereits vorhin deutlich gemacht habe…“
Wirre Fragen
Bitten Sie die Person, die Frage noch einmal mit anderen Worten zu formulieren. Antworten Sie auf den Teil der Frage, den Sie verstanden haben. Oder bieten Sie dem Fragesteller an, sich mit ihm nach der Diskussion persönlich zu unterhalten.
Profilierungsfragen
Bieten Sie dem Fragesteller seine Bühne. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn ernst nehmen und ihn verstehen. Visualisieren Sie seine Frage. Er erhält somit die Aufmerksamkeit, die er möchte und Sie können nach kurzer Zeit mit Ihrer Präsentation fortfahren. Versuchen Sie diesen Teilnehmer zu unterbrechen, wird er umso heftiger um „seine Bühne“ kämpfen oder sich in den „verdeckten Widerstand“ zurückziehen.
Lange unzusammenhängende Frage
Wenn Sie sehen, auf was die Frage hinauslaufen wird, dann unterbrechen Sie höflich und formulieren Sie die Frage mit eigenen Worten.
Frage die das restliche Publikum nicht interessiert
Antworten Sie so kurz wie möglich auf diese Frage. Möglicherweise fragen Sie das Publikum, ob sich noch jemand dafür interessieren würde. Wenn ein reges Interesse besteht, dann fahren Sie mit der Beantwortung fort.
Vielredner
Lassen Sie den Fragesteller keinen Monolog halten – stoppen oder bremsen Sie ihn. z.B. mit einem „Was genau ist (jetzt) Ihre Frage?“ oder „Können Sie uns bitte Ihre Frage nennen?“ oder auch gleich mit einer Antwort „Um auf den Kern Ihrer Frage zu kommen…“ bzw. „Was ich aus Ihren Worten heraushöre, ist…“
Ich hoffe, Sie sind nun besser auf Fragen aus dem Publikum vorbereitet.
Ihr Andreas Straub
Fotocredit: Rainer Sturm / pixelio.de