Führung

Spirit im Unternehmen… Teil 1

24.10.2013

…oder was Sie für das Entstehen einer förderlichen Führungsatmosphäre tun können.

Inspirieren, aber wie?

Uns begeistern heute Chefs, die mit Engagement, Lockerheit, Respekt und Freundlichkeit Erstaunliches zustande bringen. Wie beispielsweise im Fußball. Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund oder vor einigen Jahren Ralf Rangnick mit 1899 Hoffenheim und seiner damals noch wenig bekannten, jedoch hoch motivierten Mannschaft oder auch der junge Stil unserer Nationalmannschaft. Eine Atmosphäre geprägt von Leichtigkeit, Leistung und Lockerheit, durch die Spieler, Menschen, Mitarbeiter über sich hinauswachsen. Sie sagen jetzt vielleicht, dies hat alles nichts mit Unternehmen zu tun und ich muss Ihnen Recht geben. In den meisten Unternehmen finden Sie so etwas nicht. Aber auch dies ist eine Tatsache: Diese Firmen sind nicht immer die besten. Wie können Sie solche Leichtigkeit in Ihrem Bereich entstehen lassen? Eigentlich ganz einfach, wenn Sie wissen, wie sich diese entfaltet. Damit wir so etwas erreichen, müssen wir uns von einigen gutgemeinten, jedoch nicht so guten Denkansätzen verabschieden. Dies geschieht zunächst durch eine persönliche Erfahrung von Leichtigkeit. Sie ist einfach erfahrbar und damit begreifbar, wenn wir ein paar Dinge in der täglichen Führung anders anpacken. Es ist eine Erfahrung, die Sie immer wieder in Ihrem Leben machen können, dass Wichtiges Ihnen zufällt, ohne dass Sie sich anstrengen müssen. Viele Erfolgreiche meinen dann, dass sie solchen Erfolg hatten, hätten sie niemals für möglich gehalten. Die meinen natürlich damit, wenn man von der üblichen Weltsicht ausgeht. Die Rahmenbedingungen für Sie: Dazu gehört eine positive Sicht der Dinge, die das Leben als sich entfaltendes Abenteuer, als fortwährende Entdeckung und nicht nur als eine Summe laufend zu lösender Probleme sieht. Sie müssen sich dabei nicht verdrehen oder mehr tun, Sie kommen eher zu sich selbst und die Dinge organisieren sich fast von alleine. Dies ist zunächst eine persönliche Erfahrung von mir selbst und vielen Chefs, mit denen ich arbeitete. Und die gilt es zu kultivieren. Damit können Sie Ihr eigenes Leben und Ihren Job zu einem Fest machen, bei dem es vielleicht turbulent zugehen mag, jedoch mit Leichtigkeit. Sie können diese Erfahrungen auch zur Führung nutzen. Immer stressfreiere und erfolgreiche Führung ist möglich, sie ist inzwischen auch erprobt und schafft eine gute und sportliche Atmosphäre in Ihrem Team, welche erstaunliche Leistungen fast von selbst erzeugt. Die Erfahrung dieser neuen Leichtigkeit ist sogar so deutlich, dass Sie nicht einmal verstehen müssen, warum dies in der Führung funktioniert. Die Erklärung ist dieses Mal schwieriger als die Umsetzung. Auch gut, oder? Lassen Sie sich führen und zu dieser Leichtigkeit verführen. Bewegen Sie sich damit hin zu einem Führungsmodell, welches sich vom strengen, taktgeprägten, jedoch langweiligen und lähmenden Konzept der Industriegesellschaft zu einem Führungsmodell bewegt, wie wir es heute eher im Sport antreffen, jedoch auch zunehmend in Unternehmen finden: ein Führungsmodell geprägt von Bewusstheit, Selbstorganisation und Authentizität. Wie entsteht eigentlich Energie, eine lebendige Atmosphäre in Teams, in Unternehmen? Was können wir als Führende tun oder auch lassen? Damit hatte ich mich in meinem Buch „Führen aus der Hängematte: Mit Leichtigkeit zu Leistung und Erfolg durch eine entspannte Führungsatmosphäre“ beschäftigt. Die Erfolge, die ich in den zwanzig Jahren zuvor teilweise erlebte, sind spektakulär, die Vorgehensweisen dazu jedoch nicht. Nicht, dass Sie jetzt glauben, dass ich mir diese Erfolge selbst anrechnen würde. Nein. Ich habe diese Effekte erst selbst allmählich entdeckt, natürlich durch „Zufall!“ Der Unglaube bei solchen Ereignissen ist natürlich groß. Scheinen sie doch aus dem „Nichts“ zu entstehen. Emergenz nennen das die Wissenschaftler. Das ist ein kompliziertes Wort für besondere Zufälle und völlig neue Qualitäten. Diese Benennung allein macht das Problem auch nicht leichter. Dabei sind die Voraussetzungen dieser Erfolge eher simpel und einfach. Wenn da nicht einige Haltungen von Leitenden wären, die es ihnen schwer machen, produktiv damit umzugehen! Spannend könnte die Frage sein, warum nicht mehr Unternehmen sich diese Erfahrungen zu nutze machen. Ich nehme die Antwort da mal vorweg: Viele Chefs denken zu kompliziert und verhindern damit genau den Effekt selbst. Sie verhindern dadurch ihren möglichen Erfolg. Überhaupt hat die Lösung weniger mit Denken als mit Fühlen und Erspüren zu tun! Ich werde Ihnen in meinen nächsten drei Beiträgen diese Zusammenhänge etwas nahe bringen. Sie machen es sich und Ihren Mitarbeitern dann leicht, eine gelungene Führungsatmosphäre entstehen zu lassen! Und gegen Erfolge haben Sie doch nichts – oder? Aber – ich warne auch mal vor – einige dieser Gedanken und Erfahrungen sind völlig anders als das, was Sie landauf landab zu Thema Führung hören mögen. Mir geht es hier weniger um die neuen Methoden des offenen Raumes – Open Space, World Café etc. – die den Dialog intensivieren und auch Faszination und Begeisterung in Gruppen entfalten, die Erfolge mit diesen Methoden sind allein schon manchmal spektakulär, sondern um die persönlichen Voraussetzungen für Führungskräfte selbst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wir mit diesen Methoden Erstaunliches erreichen können. Aber was nützt dies, wenn Sie als Chef wichtige Voraussetzungen dafür nicht mitbringen? Gar mit den wunderbaren Effekten großer Gruppenmethoden und ihren erstaunlichen Ergebnissen nicht klar kommen? Darum soll es hier gehen. Die Auswirkungen auf Team und Unternehmen werden wir hier nur in Ansätzen aufzeigen.

Was hält ein solches Ambiente am Leben?

Wieso bleibt ein solch förderliches Ambiente in manchen Unternehmen lebendig, wird stärker oder vergeht? Was bedeutet dies für den Umgang miteinander, welche Vorgehensweisen sind sinnvoll? Was hat dies mit formalen oder informalen Strukturen zu tun? Auf welche Weise können wir überhaupt gestaltend eingreifen, um eine inspirierende Führungsatmosphäre zu entwickeln? Fragen, die mich immer wieder in meinem Arbeitsleben beschäftigt haben. Manchmal ist es schwer, für ein Phänomen den richtigen Namen zu finden. Für diese inspirierende bewegende Energie, die in Menschen oder Teams zu spüren ist und diese über ihre eigenen Grenzen zu besonderen Erfolgen hinausführt. Englisch ist eine Sprache, die Begriffe weiter – und auch ungenauer – fasst als das Deutsche. Im amerikanischen Englisch handelt es sich um „Spirit“ wie etwa Charles Lindberghs Flugzeug: „Spirit of St. Louis“ hieß. Mit diesem Namen wollte er sich bei seinen Geldgebern – Geschäftsleuten aus St. Louis – für deren Engagement und Unternehmungsgeist bedanken. „Spirit“ ist für Amerikaner etwas sehr Handfestes, Erlebbares. Im Deutschen ist dies nicht so einfach und so habe ich mich in meinem Buch für das Wort Atmosphäre entschieden. Das Offenhalten des inneren Raumes Spirit kann nur geweckt und generiert werden, wenn ein Mensch von einer Vision, einem angestrebten Zustand oder einer Mission, einer besonderen Aufgabe deutlich beflügelt ist. Wenn Vision und Mission immer wieder in ihrer Qualität, in den Werten, jeden Tag artikuliert, gelebt werden und für Mitarbeiter und Kunden erkennbar sind, jedoch gleichzeitig alles ziemlich freiwillig läuft. Also ein Gestaltungsraum offengehalten wird, in dem Kommunikation frei und unkompliziert fließt. Auch in besonders schwierigen Bedingungen, in Krisen entwickeln Teams dann geradezu unglaubliche Kreativität. Eines bremst jedoch gewaltig: wenn wir die Phasen der Entfaltung selbst eng kontrollieren wollen, wie dies ja im Prozessmanagement teilweise geschieht! Dies stört oder zerstört Spirit ganz schnell. Hier liegt ein Problem zum Beispiel in den extrem kurzen Kontrollzeiten, die in vielen Verkaufs- und Vertriebsorganisationen üblich sind. Hier das richtige Maß zu finden, ist manchmal nicht einfach. Diese Energie hat ihre eigenen Gesetze. Wir können sie nicht beherrschen, dies ist auch nicht nötig. Wir können uns einlassen, zulassen und dadurch die Energie in notwendige Bereiche lenken. Diese Kräfte, die aus dem Unbewussten, also von Innen kommen, hervorbrechen, haben eine Eigendynamik. Insofern ist das Entstehen einer inspirierenden Atmosphäre ein Kind des offenen Raumes, wie Harrison Owen dies nennt, die vom Einzelnen spürbare Gestaltungsfreiheit, die von Führungskräften offen gelassen und gehalten werden muss, damit sie sich überhaupt entfalten kann. Oder wir könnten auch witzigerweise sagen, dass wir die Kräfte dadurch entfesseln, dass wir in einem definierten Raum innerlich ganz loslassen, die Kontrolle abgeben. Das nenne ich den inneren offenen Raum. Nach meiner Erfahrung: Für manche eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Es scheint das Schwerste überhaupt zu sein und nur wenige schaffen dies. Eine wichtige Voraussetzung, die ich immer wieder antreffe: Es scheint für viele Engagierte wirklich sehr schwer zu sein, loszulassen, sich zurückzunehmen, nichts zu tun, zuzuschauen. Es ist eben nicht Teil des Programms unserer Erziehung, dass wir gelegentlich durch Nichtstun mehr erreichen als durch irgendwelche Aktivitäten. Denn hier geht es um ein fundamentales Loslassen können, also um eine gewisse Angstfreiheit. Es ist verrückt, jedoch hier gilt für viele Chefs ein ganz anderer Grundsatz: Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht! Wir lernen offenbar alles Mögliche, nur nicht loszulassen – wie fatal! Nichtstun bedeutet einfach, die Aufmerksamkeit auf dem Geschehen zu haben, ohne einzugreifen. Schwierig für diejenigen, die sich immer anstrengten, um etwas als Chef zu erreichen!
  1. Spirit braucht Suspension, die Fähigkeit, etwas in der Schwebe, im Dialog halten zu können, die stille innere Mitte, damit gegenseitiges Verstehen wachsen und ein Projekt sich gut entwickeln kann. Wir geben dadurch einem Gegenüber Raum und dieser fühlt die kreative Spannung selbst und reagiert darauf.
  2. Spirit braucht – Stille. Innere Stille und Sicherheit der Beteiligten, eine ruhige Konzentration ohne Krampf, Überdrehtheit. Aber auch ohne Verschwörungsgetue und Wichtigtuerei. Und vor allem: Ohne das Bedürfnis, alles voraus berechnen zu wollen – weil das sowieso kaum möglich ist, auch nicht mit den besten Analysen, und ohne den Terror eines inneren Panikorchesters, des Gedankenchaos und Future Think, welches originäre Ansätze in einem Sumpf von ständig neuen Bedenken erstickt. Also vor allem eine Entspanntheit der Führenden selbst. Dies ist das A und O. Daran führt nichts vorbei! Sind Sie das? Oder – was tun Sie für diese Entspanntheit? Selbstgewahrseinsübungen helfen hier, um den inneren Dialog zu verringern und in die Rolle des inneren Beobachters zu kommen und dies zu kultivieren.
  3. Durch ruhiges Beobachten der eigenen Gedanken, Empfindungen und des Geschehens um uns, ohne einzugreifen, geschieht eine Beruhigung der Gedanken, des Argumentierens mit uns selbst, des ewigen sich Beurteilens. Dadurch spüren wir mehr und mehr, dass die Dinge sich von selbst entfalten, auch ohne unser Zutun. Es ist eher so, als ob der Verstand sich alles zu eigen macht, was von selbst geschieht.
  4. Pflegen Sie Ihre eigene Vision? Haben Sie das Vertrauen dafür, Ihre angestrebten Ziele erreichen zu können?
Bis zum zweiten Teil Ihr Bernd Hofmann  Fotocredit: sassi  / pixelio.de

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